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Waldhessen- Aktuell präsentiert "Geschichte im Fluß"  
Im Rahmen des Projektes Ragnhild Becker- Gunnar Seitz – „Geschichte im Fluss“ wurden 1248 Holzstücke in der Größe 14 mal 14 cm die Ortschronik von Rotenburg an der Fulda und der Internetadresse waldhessen-aktuell.de/kunst beschriftet. Falls Sie eines der Textflöße gefunden haben sind sie hier richtig.

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Karte der Fundorte der Textflöße

Erster Fund von Textflößen

Solveigh Treis (links) und Margarete Puhl fanden am 13. August 2007 mehr als 30 Holzflößchen am Wehr in Neumorschen. Nach dem Notieren aller Nummern warfen sie die Brettchen unterhalb des Wehres wieder in die Fulda.


In der Zeit von 4. August bis zum 12. August fand das Natur Kunst Forum 2007 Übersicht aller Standorte und Künstler in der Region statt. Die offizielle Internetseite des Naturkunstforums finden Sie hier: kunsthalt.de

Waldhessen- Aktuell, hat die Patenschaft für das Kunstprojekt „Geschichte im Fluss“ übernommen.

Erste Photos von der Übergabe in den Fluß


Hier können Sie den Text mit den Nummerierungen der Textflöße als PDF downloaden.

Text mit Nummerierung (178KB)


Hier finden Sie den gesamten Text der Künstler


NaturKunst Symposion Licherode „Geschichte im Fluss“ (Rotenburg a. d. Fulda) Der Fluss, die Menschen, die Stadt


Vorgeschichte

Für zwei Jahrzehnte 12 vor bis 9 nach Christus ist die Gegend um Rotenburg nominell Teil des Imperiums Romanums. Besiedelt war es von germanischen Stämmen, die im Stammesverband der Chatten aufgingen. Gegen Ende des 5. Jahrhunderts gerieten die Chatten wohl langsam unter die Oberhoheit der Franken und wurden unter der Herrschaft Chlodwigs I. endgültig in das fränkische Königreich eingegliedert. Das Gebiet der Chatten diente den Franken zudem als Ausgangsbasis für Feldzüge gegen die nördlich siedelnden Sachsen, die immer wieder in chattisches und fränkisches Gebiet eindrangen. Die Chattuarier (auch: Hattuarier) waren ein germanischer Stamm, der ursprünglich wahrscheinlich im nördlichen Hessen an Eder und Fulda siedelte, in den ersten Jahrhunderten nach Christus aber in das Gebiet der unteren Ruhr, der Lippe und des Münsterlandes zog. Der Flussname Hetter erinnert noch heute an sie. Sie waren Nachbarn der Brukterer und Chamaven und schlossen sich mit diesen und weiteren Stämmen im 4. Jahrhundert zum Stammesbund der Franken zusammen. Im Jahre 738 n.Chr. trat der neue Name Hessen zum ersten Mal in der Geschichte auf: In einem Sendschreiben Papst Gregors III. an Bonifatius wird von einem chattischen Teilstamm, dem Volk der Hessen (populus hassiorum), berichtet, das an der unteren Fulda siedelte. Der Name Hessen wurde fortan als Sammelname auf alle chattischen Teilstämme in Ober- und Niederhessen angewendet. Die linguistische Herleitung der Namenswandlung von Chatten zu Hessen verlief in mehreren Zwischenschritten: Chatti (ca. 100 n.Chr.) ? Hatti ? Hazzi ? Hassi (um 700 n.Chr.) ? Hessi (738 n.Chr.) ? Hessen Siehe hierzu auch die zweite Lautverschiebung in der deutschen Sprache. Die etymologische Herleitung des Namens der Hessen blieb - mangels der langen Überlieferungslücke zwischen der letzten Erwähnung der Chatten 213 und der ersten Erwähnung der Hessen 738 - umstritten. Es gibt archäologische Befunde eine Siedlungskontinuität zwischen Chatten und Hessen wie Ausgrabungen in den Wüstungen Geismar und Holzheim bei Fritzlar in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts belegen. Beide Orte waren von der jüngeren Eisenzeit bis ins Hochmittelalter durchgehend besiedelt. Ein Unterstamm der Chatten, die Hessonen siedelten im Bereich zwischen der Schwalm und der Werra. „Die Hessonen, welche gleichfalls von den Chatten abstiegen, besaßen nicht weniger ein gut Stück Landes. Eigentlich hatten sie ihren Sitz um Homber, Hersfeld und an den schon erwähnten Strömen Schwalm, Werra und Fulda. Ein ebenmäßiger Streich des Antonius traf die Hessonen auch. Weil sie sich nun also zerstreuten, bezogen die Sachsen ihre verlassenen Wohnungen und vermischten sich mit den Übrigen, jedoch solchergestalt, dass sie, die Sachsen, das Regimentsruder führten.“ (vgl. Dilichii, 1505, pag. 30; zit. nach Lucae S. 9)

Breitingen

Am östlichen Rand der heutigen Ausdehnung der Stadt Rotenburg an der Fulda befand sich der alte Ort Breitingen, einst ein wichtiger Ort der Region an der mittleren Fulda und gewissermaßen der Vorgängerort der Stadt Rotenburg. Die Gisonen waren Vögte der Abtei Hersfeld. Sie bauten eine erste Sicherungsburg im Fuldatal, als es ihnen gelang die Vogtei in ihren Besitz zu bekommen. Um diese Burg, die vermutlich im Süden der heutigen Altstadt gelegen hat, entstand eine Siedlung. Das Areal der heutigen Wüstung Breitingen ist etwa 300 x 200 m groß. In der schriftlichen Überlieferung erscheint „Breidinge" erstmals im sog. Breviarium Sancti Lulli, dem ältesten Güterverzeichnis des Klosters Hersfeld, das um 775/86 hier über Besitz verfügte, welcher aus privater Schenkung stammte. Breitingen wird dabei in einem Atemzug mit Braach und Heinebach genannt, zwei heute noch bestehenden Ortschaften. Zum Jahr 1003 wird ,,Breidinge" in der Grenzbeschreibung des an das Kloster Hersfeld geschenkten Forstes Eherinevirst erwähnt. Im Jahr 1105 wird Dietrich von Breitingen als Hersfelder Ministeriale erwähnt. Sein Wohnsitz lag vermutlich im klösterlicher Herrenhof im Dorf Breitingen. Im 11. Jahrhundert findet der Ort im Zusammenhang mit wichtigen reichspolitischen Vorgängen Erwähnung in den Schriftquellen. Als sich König Heinrich IV. zum Zug gegen die aufständischen Sachsen rüstete, berief er für den 5. Oktober 1073 ein Heeresaufgebot in Breitingen ein, das aber dann nicht hier, sondern im Januar 1074 im benachbarten Breitenbach stattfand. Am 8. Juni 1075 jedoch war dann Breitingen der Ausgangspunkt für den Zug des Reichsheeres über die Fulda nach Osten. Sowohl Breitingen als auch Breitenbach sowie das fuldaabwärts gelegene Braach boten mit ihren Fuldafurten günstige Voraussetzungen für das Übersetzen und Vorrücken des Heeres in verschiedene Richtungen. Während das Heer - der Geschichtsschreiber Lampert von Hersfeld spricht von einer „unermeßlichen Truppenmenge" - sicher im weiteren Umkreis des Ortes lagerte, dürfte der König sein Quartier in dem Hof des Klosters Hersfeld genommen haben. Ob es in Breitingen Baulichkeiten und andere Voraussetzungen gegeben hat, die es rechtfertigen, von einer für das damalige Reisekönigtum notwendigen Pfalz zu sprechen, kann nur durch archäologische Untersuchungen geklärt werden. Das Wüstfallen des im Hochmittelalter so bedeutenden hersfeldischen Ortes Breitingen hängt eng mit der Gründung der landgräflichen Stadt Rotenburg in unmittelbarer Nähe zusammen. 1411 wird es noch als Dorf genannt; ob aber die bis ins 16. Jahrhundert genannten Güter und Vorwerke auch auf noch bestehende Gebäude schließen lassen, ist eher zweifelhaft. Der Überlieferung zufolge sollen sich die Bewohner Breitingens im Südteil der Rotenburger Altstadt, im sog. Sack, angesiedelt haben.

(Das Stadt-) Schloss

Das Schloss in Rotenburg wurde im Laufe der Geschichte mehrfach aufgebaut, wieder zerstört oder durch neue Anlagen ersetzt. Es wird angenommen, dass die eine Burg im Jahr 1070 erbaut wurde. 1212 wurde die vorhandene Anlage durch Truppen des Mainzer Erzbischofs Siegfried und des Thüringer Landgrafen Herrmann I teilweise zerstört. Die nachfolgende Burg wurde dann im Jahr 1313 durch Hersfelder und Fuldaer Truppen zerstört. Danach setzte Landgraf Heinrich II die Burg- bzw. Schlossanlage wieder in Schuss. 12 Jahre später 1352 zerstörte Landgraf Balthasar von Thüringen im Bündnis mit Herzog Otto von Braunschweig und dem Mainzer Erzbischof Schloss und Stadt Rotenburg. 1470 baute Landgraf Ludwig II ein neues Schloss, wiederum eine Kombination aus Stein- und Holzbauten, auf die bisherigen Grundmauern. Runderneuert im Renaissancestil wurde das Schloss in den Jahren 1573 bis 1575 durch Landgraf Wilhlem IV in Anlehnung an das Kasseler Stadtschloss. 1607 wurde die Anlage unter Landgraf Moritz erweitert.

Burg Rodenberg

Erbaut durch Thüringer Landgrafen im 12. Jhd. anstelle einer älteren Burg. 1170 Nennung v. Wigandus v. Rodenberc. 1389 letztmalige urkundliche Nennung, danach verfallen und abgebrochen. Burgmannen waren die Familien von Trott, von Baumbach, von Berlepsch, Vullekopf. Reste im 17. Jhd. noch als „Stammburg der Trotten“ bezeichnet. Die Burg hatte die Maße von 110 m in der Länge auf 40 m in der Breite. Ein größerer Turm mit 2,70 m dicker Mauer und ein kleinerer Turm mit einem umschließenden Siebeneck in der Mitte der Burganlage sind sichtbar. Die Flurbezeichnung ist „Hausberg“ und die Anlage wird von den Rotenburgern als „Alter Turm“ bezeichnet.

Chronik

769 schon werden die bereits aus je sechs Höfen und 90 Morgen Land bestehenden heutigen Stadtteile Braach, Breitingen (heute Hochmahle) und Lispenhausen im Güterverzeichnis des Klosters Hersfeld unter den Orten genannt, die der Abt selbst erworben oder geschenkt bekommen hat. 1074 ist die Gegend am Fuldaknie Aufmarschgebiet Heinrichs IV, der hier bei Breitingen und Breitenbach sein Reichsherr zum Kampf gegen die Sachsen bereitstellt. „Anno 1075 pflegte der Kaiser abermals den hohen Reichsrat mit vielen Reichsfürsten in der Stadt Gerstungen. Auf dass nun Kaiser Heinrich IV des Fuldastroms in diesem Revier gänzlich versichert wäre, ließ er am besagten Pass ein Fort oder Burg bauen nach selbiger Zeiten Manier. Weil dieselbe eine rote Zinne bedeckte oder bemerkmalte, so wurde sie insgemein Rotenburg, gleichsam die Rote Burg, benannt. Eben das ist die erste Grundlegung und der rechte Ursprung oder Anfang der Stadt und des Namens Rotenburg.“ (Lucae S.31 f) 1134 wird die Braacher Wehrkirche erneuert und erweitert, wie ein Stein am Südportal kundtut. 1146 wir der Stadtteil Dankerode erstmals erwähnt. Etwa um 1150 wird Burg Rodenberg auf dem Hausberg errichtet. Die Thüringer Landgrafen, die nach den Gisonen durch Erbschaft in den Besitz der Vogtei kamen, erbauten auf dem Berg „Alter Turm“ (418,1 m ü. NN) die Burg, 1219 ist der erste Braacher Erzpriester nachgewiesen; Braach bleibt Erzpriestersitz bis zur Reformation. 1248 wird Rotenburg erstmals urkundlich als 'civitas', eine bürgerlich verwaltete Stadt mit allen ihren Rechten und Pflichten, erwähnt. Wenn auch Rotenburg in dieser Zeit erstmals als Stadt genannt wird, so weisen doch viele Gegebenheiten auf eine weiter zurückliegende und historisch nicht fassbare Entstehung hin. 1253 urkundliche Erwähnung der Kapelle St. Georg (später Hospital). 1259 ist der Stadtteil Seifertshausen erstmals erwähnt. 1274 wird der Stadtteil Erkshausen erstmals urkundlich erwähnt 1290 erste Erwähnung des westlich von Rotenburg gelegenen Gutes Ellingerode. 1290 erneuert und verstärkt der hessiche Landgraf die Stadtmauern und Tore Rotenburgs. 1312 wird der Stadtteil Schwarzenhasel erstmals genannt. 1320 wird die Lispenhäuser Kapelle erwähnt im Zusammenhang mit der Kirche in Breitingen (Hochmahle), die beide zusammen 1485 als eine Pfarrei genannt werden: 'Lispenhausen alias Breitingen'. Die Breitinger Kirche, so wird vermutet, geht auf eine Gründung im 8. Jhd. zurück. 1322 tritt der Stadtteil Mündershausen erstmals in Erwähnung. 1340 wird die Neustadt als eine eigene Gemeinde angelegt. 1353 wird ein geistliches Stift gegründet, das man 1356 von der Alt- in die Neustadt verlegt. Erwähnung der hölzernen Fuldabrücke in einem Diploma des Landgraf Heinrichs II. im Jahr 1357. Gut und Vorwerk in Breitingen werden 1368 als hersfeldisches Lehen genannt. 1370 Die Stiftskirche - St. Maria und St. Elisabeth - wird im Bau begonnen. Das Schiff wird erst 1484 fertig gestellt. 1470 erbaut Landgraf Ludwig II. ein Schloss unmittelbar an der Fulda, unweit des früheren burgartigen Besitzes. 1478 wird bei einem großen Stadtbrand das Schloss fast völlig zerstört, jedoch bald wieder aufgebaut. Um 1520 wird die Kirche in Dankerode erbaut. 1528 führt man in Rotenburg die Reformation ein; in Braach wird sie erst 1536 wirksam. “Anno 1552 ergossen sich alle Ströme vermittels des starken Regens im Januar, also auch die Fulda, und zerbrach in Rotenburg die Brücke. Damals stieg das Wasser dermaßen hoch, dass man die Stadt mit Schiffen fahren konnte.“ (Lucae, 9) Schon 1564 gehört die Lispenhäuser Kirche zur Kaplanei der Rotenburger Neustadt. 1570 lässt Landgraf Wilhelm IV. ein neues Renaissanceschloss an der Stelle errichten, von dem noch heute Südflügel und Marstall zu sehen sind. Anno 1572, den 19. September, stürmte der Himmel mit einem schrecklichen Unwetter unter grausamen Donnern, Blitzen und Regen. Unterdessen zerbrach die dadurch verursachte Wasserflut abermals die kaum reparierte Brücke und ein Stück von dieser Mauer.“ (Lucae, 28) „Anno 1595, nach erfolgter Reparatur der Brücke, den 23. Februar, zerriss abermals die Wasserflut die Brücke. Ein Bürger namens Hen. Bettenhausen verspätete sich auf derselben und ging mit verloren.. Anno 1596 bauten die Rotenburger mit Vorschub anderer Städte die Brücke von neuem.“ (Lucae, 9) „Anno 1596 bauten die Rotenburger mit Vorschub anderer Städte die Brücke von neuem.“ (Lucae, 9) 1597 wird ein massives Rathaus erbaut. Anno 1601, den 13. August, resolvierten die Bürgermeister und Ratsherren samt der Bürger die Reparatur der so jämmerlich zerrissenen Mauer. Allerseits brachten die Mittel hervor und richteten mit gesamter Hand dieselbe aus ihren Ruinen wieder auf. (Lucae, 28) 1607 werden Alt- und Neustadt vereinigt. Anno 1614, den 1. November, erregte der langwierige Regen eine starke Wasserflut. Dieselbe zerbrach von neuem ein großes Teil von der kaum ergänzten Mauer. Dem Ausssehen nach kann sich diese Mauer niemals mehr erholen wegen der so oft anlaufenden Wassermacht. Es liegt auch noch davon ein großes Teil niedergerissen. (Lucae, 28) 1615 brennen in Braach 57 Häuser ab, ohne Stallungen und Scheunen gerechnet. 1618 aus diesem Jahr stammt vermutlich der Treppenturm an der Wasserburg in Lispenhausen. 1627 wird Rotenburg durch die Vierteilung des Hessenlandes Residenz eines regierenden Hofes, eines Quartfürsten. 1637 stecken im Dreißigjährigen Krieg sechs Soldaten des Regiments Isolani die Stadt und auch das Rathaus in Brand. „Anno 1643 zerbrach abermals dies Wassers Gewalt die Brücke, und schwemmte die ungeheure Wasserflut dieselbe ganz hinweg. dass nicht der geringste Balken davon überig blieb. Hierauf baute die Stadt wiederum eine neue Brücke, wie sie bis dato [= 1700] noch vorhanden ist.“ (Lucae, 9) 1648 ist durch die Kriegseinwirkungen die Einwohnerzahl Rotenburgs auf 54 Männer und 18 Frauen zusammengeschmolzen. 1656 wird das Rathaus in heute zu sehender Form wieder aufgebaut 18.02.1700 wurde im protestantischen Deutschland und somit auch in Rotenburg der Kalender auf den 1. März vorgestellt. Damit wird der heute noch gebräuchliche Gregorianische Kalender eingeführt. Die deutschen katholischen Länder hatten den Kalender schon 1583 umgestellt. 1745 hat Rotenburg 2.262 Einwohner, davon 482 Männer (darunter 25 Juden), 580 Frauen (25), 1.056 Kinder (63) und 144 Knechte und Mägde (17). 1750 wird in zehnjähriger Bauzeit der Westflügel des Schlosses (Haupteingang) durch Landgraf Constantin abgerissen und als Barockbau erneuert. 1755, am 21.10. stirbt Landgraf Christian von Eschwege. Da er kinderlos stirbt, fällt sein Erbteil der Quart an den Rotenburger Landgrafen Constantin, zu seiner Freude. 1789 lässt Landgraf Emanuel den baufälligen Nordflügel des Schlosses (zur Fuldaseite hin) sowie den Ostflügel (Saalbau) abreißen und den ersten durch einen klassizistischen Bau ersetzen. 1790 wird der Schloss-Ostflügel mit dem berühmten Rittersaal, dem zweitgrößten nach Prag und mit der evangelischen Schlosskirche wird wegen Baufälligkeit abgerissen. Der um 1580 von dem niederländischen Bildhauer Wilhelm Vernuken geschaffene Altar wird in der Jakobi-Kirche weiterverwendet. 1834 erlischt die Rotenburger Quart; der Besitz fällt an das Haus Hessen-Kassel zurück. 1848 Eisenbahnlinie Bebra-Kassel eröffnet. 1858 wird in Schwarzenhasel die Kirche gebaut. 1859 hat Lispenhausen bereits 637 Einwohner. 1882 entsteht die erste eiserne Brücke über die Fulda zwischen Alt- und Neustadt. Der Friedhof in Mündershausen wird angelegt. 1887 wird mit der Anlage einer Wasserleitung, von der Quelle im Heienbach ausgehend, für die Neustadt begonnen. 1910 baut man die heutige Jakob-Grimm-Schule als Lehrerinnenseminar vor dem Westtor der Stadt und Einweihung 1912. 1911 wird die Braacher Fuldabrücke errichtet. 1912 wollen geschichtlich interessierte Rotenburger Bürger die Ursprünge der sehr verfallenen Burg auf dem Hausberg erkunden und ausgraben. Reste der Burg 'Rodinburg' auf dem Hausberg - heute als 'Alter Turm' bekannt - werden freigelegt. 1933 geht das Schloss durch Kauf in das Eigentum der Stadt Rotenburg über. 1945 wird beim Einmarsch amerikanischer Truppen das Mittelteil der 1882 erbauten eisernen Brücke gesprengt. Ansonsten bleibt die Stadt von wesentlichen Gebäudeschäden verschont. Die Braacher Brücke wird angeschossen und etliche Häuser des Dorfes erleiden Beschussschäden. 1946 erhöht sich die Einwohnerzahl Rotenburgs auf 6300 durch den Zustrom von ca. 2000 Heimatvertriebenen. 1948 beginnt man, den Stadtteil Hochmahle (ehemals Breitingen) zu bebauen. 1954 kann das neue Kreiskrankenhaus am Kratzberg eröffnet werden. In Braach wird das Dorfgemeinschaftshaus, eines der ersten in Hessen, eingeweiht. 1956 wird die Albert-Schweitzer-Schule am Breitinger Kirchweg ihrer Bestimmung übergeben. 1961 ist Rotenburg wieder Garnisonsstadt geworden. Soldaten ziehen in die neu erbaute Kaserne am Silberberg ein. 1968 wird die neue Fuldabrücke mit anschließender Hochstraße im Bereich der Brauhausstraße in Betrieb genommen. 1971 wird Rotenburg der Titel 'Staatlich anerkannter Luftkurort' erneut verliehen. 1972 Am 1. Januar werden die Orte Atzelrode, Braach und Mündershausen und am 1. August die Orte Dankerode, Seifertshausen, Erkshausen, Schwarzenhasel sowie Lispenhausen als neue Stadtteile in den Stadtverband eingegliedert. Die Einwohnerzahl steigt damit auf ca. 13750. Das neue Hallenbad wird in diesem Jahr fertig gestellt und der Bau des Herz und Kreislaufzentrums (HKZ) begonnen. 1973 kann die Verwaltungsfachhochschule auf der Seewiese ihrer Bestimmung zugeführt werden. 1974 wird das auf dem Hausberg erbaute Großprojekt 'Herz- und Kreislaufzentrum' (HKZ) mit dem Hotel 'Pergola' in Betrieb genommen. 1976 sind erneute Ausgrabungen an der Burg 'Rodinburg'. 1980 wird Rotenburg jüngste Hochschulstadt. Die biologische Kläranlage wird in Betrieb genommen. 1998 Anfang Juli begeht die Stadt Rotenburg ihre offizielle 750-Jahr-Feier.

Oh Schreck

„Anno 1311 war ein großer Misswuchs aller Früchte in Hessen und Thüringen. Hierauf erfolgte große Teuerung und Pestilenz“ (Lucae, 261) „Anno 1315 und 1316 schreckten Deutschland 2 Kometen. Hierauf erfolgten unerhörte Wasserfluten und eine dreijährige Teuerung. Dieselbe berührte auch Hessen und Rotenburg. Viele Menschen verschmachteten. Viele suchten ihren Unterhalt in Wäldern und Feldern, speisten Tiere und andere viehische ungewöhnliche Dinge und wollten also ihr Leben retten.“ (Lucae, 261) „Anno 1420 war ein warmer Winter und früher Frühling (...) Es blühten in Rotenburg die Bäume den 20. März und der Weinstock im April.“ (Lucae, 262) „Anno 1434 erschien am Himmel ein ungewöhnlicher Komet, worauf drei Jahre lang hintereinander große Teuerung und Pestilenz erfolgte. Diejenigen, welche damit befallen wurden, blieben schlafend, bis ihnen die Seele ausfuhr.“ (Lucae, 263) „Anno 1472 wütete abermals eine grausame Pestilenz. Jedoch neben dieser Strafe gab Gott ein reiches Weinjahr, so dass man um 4 Pfennig eine Maß Wein kaufte. Unterdessen zündete an vielen Orten die ungemeine Sommerhitze Wälder und Heiden an und vertrocknete Brunnen und Bäche.“ (Lucae, 264) „Anno 1476 fiel ein ungemein strenger Winter ein und zog nach sich eine gewaltige Teuerung, dass viele aus Verzweiflung sich selbst erhenkten oder sonst entleibten.“ (Lucae, 264) „Anno 1482 sah es in Hessen, insbesondere zu Rotenburg, sehr trübe aus. Im vorigen Jahr verursachte der nasse Sommer großen Brotmangel, also dass die Leute ihr Brot von Erfurt herholen mussten. Jetzt entstand eine wunderbare Art eines hitzigen Fiebers. Die daran Erkrankten wurden ganz unsinnig, und [es] wuchsen ihnen in Köpfen Würmer, welche ihnen zu den Ohren und Nasen auskrochen.“ (Lucae, 264) „Anno 1571, den 14. Januar, brannten des Abends um 7 Uhr in Rotenburg zwo Scheuern ab und erschreckten die ganze Stadt. Es war eben ein sehr kalter Winter und ungewöhnlicher Schnee, dass viele Leute darum erfroren.“ (Lucae, 267) „Anno 1572, den 19. September, erschreckte ein grausames Donnerwetter mit schrecklichen Blitzen die Stadt Rotenburg. Es tat auch solches Wetter in [den] Feldern und Gärten, auch selbst in der Stadt, großen Schaden. Im November fiel ein ungewöhnlich großer Schnee und blieb bis Ostern unzerschmolzen. (Lucae, 268) „Anno 1579 fiel im Juni ein Wolkenbruch, davon sich Ströme und Bäche gewaltig ergossen, und viel Menschen und Vieh ersoffen.“ (Lucae, 268) „In diesem Jahr [1589] schien die Sonne über der Stadt Rotenburg blutrot ein Stunde lang, und die Fulda, durch ein schreckliches Wetter, ergoss sich und tat großen Schaden.“ (Lucae, 268) „In diesem Jahr [1590] war ein ungemein heißer und dürrer Sommer, und weil es wenig regnete, verdarb der Flachs, Gerste und Hafer, wiewohl der Weizen und Dinkel gerieten desto reichlicher. Den Dezember dieses Jahres bleiben beide Ströme, Fulda und Werra, außen und stunden über zwo Stunden außen, daher man viel Fische hier zu Rotenburg mit den Händen greifen und fangen konnte.“ (Lucae, 269) „Am Ostertag dieses Jahres [1591] gab es einen harten Frost und starkes Eis.“ (Lucae, 269) „Am Pfingstmontag dieses Jahres [1591] (...) gegen Abend stieg ein schreckliches Donnerwetter auf mit gewaltigen Schlossen und Stürmen, zerriss die Zäune und Gärten, versengte Gras und Bäume, und hatte man dergleichen bei Menschengedenken nicht erfahren.“ (Lucae, 270) „Im November dieses Jahres [1595] blieb abermals der Fuldastrom außen und stand vom Morgen bis zwischen Mittag still und mit ihm die Mühle. Nachmittags fand sich das Wasser überflüssig wieder ein. (Lucae, 271) „Am 1. November dieses Jahres [1614] und zwar des Abends, kam eine große Wasserflut, trieb die Leute vornehmlich in die Neustadt aus den Häusern, warf ein Stück im Herzgraben um und tat sonst unsäglichen Schaden.“ (Lucae, 274)

Die Fulda

1829/1830 Der Winter nahm mit einem starken Schneegestöber seinen ernsten Anfang. Die Kälte nahm von Tag zu Tag so sehr zu, dass die Ältesten der Stadt versicherten, dass sie strenger als im Jahre 1740 gewesen sei. Durch die seit dem 12. November entstandene und nach und nach erhöhte Kälte, welche unter dem 5. Februar 1830 23 Grad hatte, hatten mehrere Bürger, besonders aber in der ärmeren Klasse ihre Holzportion größtenteils verbrannt, Holzmangel trat ein. (S. 52). Die Eisdecke auf der Fulda war 4 Fuß hoch. (S. 53). 1882 Als Kuriosum sei erwähnt, dass Hein unter den vielen Vorzügen seines Hauses auch den anführte, durch jedes Hochwasser würde die Abortgrube ausgespült, wodurch dem Hausbesitzer die Reinigungskosten erspart würden. (S. 109) Die Brücke ruht auf vier steinernen Pfeilern. Der eiserne Oberbau hat auf beiden Seiten der zwei Gleis breiten, gepflasterten Fahrbahn je vier Bogen. Die beiden Seitensteige sind mit 8 cm starken Eichenbohlen belegt. Die eisernen Seitengeländer sind oben mit hölzerner Handhabe gedreht. Einige Tage vor der offiziellen Übergabe der neuen Brücke, die glücklicherweise schon zum Verkehr benutzt werden konnte, riss ein Hochwasser die Interimsbrücke vollständig fort. (S. 109 f.) 1884 Starke Kälte und Eis auf der Fulda; viele Schlittschuhläufer nutzen das Wetter. (S. 112) 05.02.1909 Hochwasser, wie es seit Menschengedenken hier nicht beobachtet worden ist, bedrängt heute morgen die Bewohner unserer Stadt, selbst in den höher gelegenen Stadtteilen. Am Untertor ein großer See, der auch das Betreten des Amtsgerichts unmöglich macht. Die Schullokale sind nicht mehr zu erreichen, der Unterricht musste in den Schulen ausfallen. Auch der untere Teil des Steinweges war unter Wasser gesetzt. Die Verbindung von der Altstadt zur Post und Bahn ist nahezu unmöglich geworden. Leider hat das Hochwasser auch ein Menschenleben gefordert. Eine als „der alte Fischer Hein“ hier wohl bekannte Persönlichkeit ist bei dem Bestreben, sein Boot zu lösen und vor den Fluten zu bergen, mit dem Fahrzeug gekentert und ertrunken. (S. 160) 12.01.1920 Das Fulda-Hochwasser erreichte den höchsten Stand seit 1909 mit 3,30 Meter. Große Teile der Neustadt und ein Teil der Altstadt (Schulstraße und „Türkei“) waren überschwemmt, und viele Häuser mussten geräumt werden. Die Zeitung konnte in der Neustadt nicht zugestellt werden. Das Hochwasser hat in Gärten, Wiesen und Feldern großen Schaden angerichtet. (S. 187) 1929 Der anhaltende Frost hat bewirkt, dass die Erde bis zu 1,25 m tief gefroren ist, wodurch Rohrbrüche entstanden sind, die Eisdecke der Fulda war 4 ½ Fuß stark. Noch im Februar wurden Kältegrade bis 37° Celsius gemessen. (S. 207) 01.02.1961 Das Hochwasser erreicht einen Pegelstand von 4,88 m. Die Flutwelle benötigt etwa 20 Stunden von Horas bis Rotenburg (S. 283) 1963 Wegen starker Kälte und Schnee muss seit November 1962 schon mehrmals auf allen Baustellen ruhen. Zahlreiche Schulen haben wegen Brennstoffmangels geschlossen. (S. 287) Die Fulda war stark vereist. 24.12.1967 Hochwasser am Heiligabend. Am Rotenburger Pegel werden 5,32 m gemessen (Normalstand 1,80 m), mehr als in den Katastrophenjahren 1909 und 1920. Die Soldaten des Panzergrenadierbataillons 51 helfen mit Schwimmpanzern und Schlauchboten. (S.295) 24.02.1970 Hochwasser mit Höchstpegelstand 5,28 m statt 1,80 m Normalstand. Die Zeitungsüberschrift lautet: Braune Fluten im Stadtkern. Wassermassen schneiden Häuser ab – Brücke beschädigt – Kähne gesunken. (S. 301) Weitere starke Hochwässer wurden 1810, 1845, 1868, 1881 und 1898 verzeichnet. Hochwässer wurden in den Jahren 1871, 1882, 1902, 1914, 1916, 1918, 1923, 1925, 1926, 1940, 1946, 1960, 1966 gemessen. Niedrigwasser in der Fulda sind aufgrund extremer Trockenheit in den Jahren 1847, 1876, 1893, 1915, 1925, 1972 bekannt.

Ehre (nbürger)

Seit 1836 Dr. August H. F. Pfennigkaufer 1801-1844 Seit 1849 Dr. Christian C. Wenderoth 1777-1860 Seit 1879 Landrat Ludwig Schantz 1805-1880 Seit 1933 Dr. Karl Etzrodt 1863-1951 Seit 1972 Georg Ellenberger 1906-1983 Seit 1990 Elfriede Hilgenberg * 1925 Seit 1997 Heinz Meise 1927-1998

Zukunft

Geschichte im Fluß